Taschendiebstahl, LRA und M7
Heute will ich mich einmal zu ernsteren Themen auslassen unter anderem weil ich bestohlen wurde...
Wäre es auf der Straße gewesen, hätte ich mich nicht einmal so sehr geärgert, weil dort eigentlich nur Straßenkinder als Taschendiebe unterwegs sind. Aber ich war heute (Samstag/Sonntag) mit ugandischen Kolleginnen und Kollegen unterwegs. Erst waren wir - wie üblich - in der Bar des Sheratons, wo übrigens die dänischen Staatsbürger gleichzeitig einen Empfang hatten - war ganz nett. Dann sind wir in einen Club gefahren. Der hatte eine "normalen" Bereich und einen VIP Bereich. Da mein Kollege Joseph mit dem Besitzer zur Schule gegangen war, kamen wir kostenlos in den VIP Bereich, der sich übrigens nur durch ein älteres Publikum und vier kostenlosen Internetzugängen vom normalen Bereich unterschied. Das Tolle an dem Laden war die Musik, die zwischen 1993 und 1998 aktuell war. Ich habe mich gefühlt, als ob ich gerade meine Ausbildung begonnen hätte. Einige Gäste waren Deutsche - unschwer zu erkennen, wenn ein Kaukasier ein Trikot vom TSV Plön mit Werbung für einen lokalen Elektromeister trägt... Tja, und als ich dann nach einiger Zeit wieder von der Tanzfläsche zu meinen Kolleginnen und Kollegen wollte, passierte das, was allen deutschen GTZlern schon passierte: Irgendjemand griff von hinten in meine vordere Jeanstasche und zog mein kleines Portemonnaie raus. Ich merke das, greife nach der Hand, drehe mich um, werde weggeschubst, und es grinsen nur drei Ugander dämlich und reißen ihre Arme hoch und hinter ihnen rennt ein Typ weg. Ich hätte am liebsten nur so zugelangt. Aber damit hätte ich auch nichts mehr ändern können.
Gott sei Dank, habe ich meinen Schwager sofort telefonisch erreicht, und wir konnten meine Kreditkarte sofort sperren. Wie man mit Kreditkarten umgeht, wissen hier leider viel zu viele viel zu gut. Das Bargeld und mein kleines lieb gewonnenes Portemonnaie sind zwar nun Pfutsch, aber sonst ist ja eigentlich alles in Ordnung. Trotzdem ist das ziemlich ärgerlich, daß ich nun den Monatslohn eines ugandischen Polizisten 80.000 UGX (ca. 40 EUR) abzuschreiben habe. An dieser Stelle mein ausdrückliches Kompliment an die unkomplizierte Kartensperrdienst. Daß ich das innerhalb von wenigen Minuten per Telefon von Kampala aus durchführen konnte, hätte ich nicht gedacht. Dank auch an meinem Schwager, der mir innerhalb von einer Minute die Notrufnummer durchgegeben hat!
Aber da wir schon bei so einem ärgerlichen Thema sind, will ich es auch dabei bleiben. Es ist ja nicht alles hier zum Schmunzeln. Im Gegenteil. Die Guerillakämpfe im Norden sind natürlich alles andere als beruhigend. Die Photos in der Lokalpresse tun ein Übriges. Letzte Woche wurden wieder einmal mehr als 150 Menschen niedergeschlachtet von der Lord Resistance Army unter der Führung von Herrn Kony. Dieser hatte Anfang der Woche zum Genozid an dem Stamm der ugandischen Acholi aufgerufen. Aus dieser Bevölkerungsgruppe rekrutiert er eigentlich seine Kämpfer. Aber angeblich seinen Verräter unter den ugandischen Acholi, daher seinen diese niederzumetzeln und durch reine Acholi aus dem Sudan zu ersetzen, bzw. aus seinem Fortpflanzungprogramm zu ersetzen !!!
Er herscht dort im ziemlich rigoros. Erst hat er Rebellen im Sudan als Söldner oder so bekämpft, aber als das Geschäft abebbte, suchte er sich einen neuen Geschäftszweig und überfällt nun wehrlose Dörfer und Lager von internally displaced persons. Seine Soldaten bestehen aber nicht nur aus dummdämlichen Erwachsenen, ein großer Teil sind Kindersoldaten. Bei seinen Guerillaüberfällen werden immer mal wieder Kinder mitgenommen. Die Jungen werden zu Soldaten erzogen (manche behaupten mit Girnwäsche und anderen üblen Methoden) und die Mädchen habe zu putzen, kochen und den Soldaten für weitere Dinge, die ich hier nicht weiter ausbreiten will, zur Verfügung zu stehen. Es ist einfach erbärmlich. Und es kommt noch schlimmer, denn er seinen Soldaten gottgegebene Befehle. Der Herr Kony steht dann morgens auf und sagt dann z.B. zu seinen Truppen: "Und Gott sagte mir, heute werden alle Kleinkinder enthauptet" - Und seine Soldaten ziehen dann der Eingebung folgend los und schlagen mit ihren Macheten so vielen Kindern die Köpfe ab, wie ihnen über den Weg laufen. Wie gut nur, daß die Greueltaten nun auch endlich in der internationalen Presse bekannter werden. Die BBC berichtet regelmäßig über die Attacken, und der Lage im Norden und Osten Ugandas wurde sogar einmal ganzseitiger Bericht auf der dritten Seite des Ausgabe vom 3. Januar 2004 gewidmet.
Es ist irgendwie schwer vermittelbar, daß man hier in der Hauptstadt des Landes wenig mitbekommt. Alle halten Herrn Kony für bescheuert und verachtenswert, aber keiner kann ihn stoppen - angeblich. Er und seine Truppen können der Uganda People's Defense Force (UPDF) komischerweise immer wieder entkommen, obwohl die Truppen in weit überschaubarer Steppe operiert und obwohl einige nord-/westliche Geheimdienste regelmäßig die Mobiltelefone des Herrn Kony aufspüren und den Standort an die UPDF melden. Letzteres ist nicht nur ein offenens Geheimnis, es wurde mir auch persönlich von dem amtierenden und dem ehemaligen deutschen Botschafter bestätigt. Aber leider ist auch klar, daß der derzeitige Präsident Museveni (der wird in den Zeitungen auch gerne als M7 abgekürzt) kein Interesse hat, den Rebellenführer und dessen Truppen ein für alle Mal zu schlagen. Er will seine verfassungswidrige dritte Amtszeit und garantiert derzeit besser als alle Vorgänger Frieden und wie auch immer geartetes Wachstum... Die Bedrohung aus dem Norden kann er im Moment noch immer nutzen, um mehr Mittel als mit den internationalen Gebern vereinbart dem Militärbudget zuzuführen. Ohne diese Rechtfertigung wäre sein Rückhalt in der Bevölkerung und im Militär sicherlich nicht mehr in der Höhe gegeben, daß er ein Refererendum zu einer dirtten Amtszeit wagen könnte.
Beim ugandischen Militär könnte man meinen es seien alles Personen, die einen Fairplay-Preis verdienten. Damit die Truppen von Herrn Kony nicht allzu nackt und wehrlos dastehen, bekommen sie nämlich immer mal wieder militärische Ausrüstungsgegenstände zugeschoben. Und da bei den Guerillafeldzügen immer ein wenig Beute abfällt, teilen die Truppen des Herrn Kony auch manchmal mit den ugandischen Truppen. Oder, wenn sie mal keine Raubbeute dabei haben, verraten sie auch schon mal den Aufenthaltsort ihres Bosses. Tja, und so kann das jahrzehntelange Kampf aufrecht erhalten werden. Man könnte die Männer ja Räuber und Gendarme spielen lassen, wenn sie nicht massiv Bugetunterstützungen verplempern, unschuldige Menschen killen und Kinder quälen würden. Hinzu kommen noch die Schicksale der eigentlich (noch) Unbeteiligten. Es gibt Kinder, die täglich abends drei bis vier Stunden zu Fuß in die nächstgrößere Stadt gehen, um in einer Kirche oder Schule zu schlafen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, von Konys Häschern als Kindersoldaten entführt zu werden. (Als ich Freitag bei www.spiegel.de las, daß es entsprechende staatliche Camps auch in Zimbabwe gibt, wurde mir übel.) Alle wissen hier von der Praktik, aber Museveni wehrt sich bestädig gegen Initiativen, die bereits mehrfach vom UNHCR initiiert werden sollten. Die Anklage beim internationalen Strafgerichtshof ist ja eigentlich auch nicht viel mehr als eine Formalie, aber internationale Hilfe bei der Verfolgung (und hoffentlich auch Stellen) eines gemeingefährlichen bescheuerten Guerillaführers abzulehen, ist doch schon ein starkes Stück! Selbst die zuvor ad hoc einberufene Konferenz, die den Einsatz einer überstaatlich afrikanischen Friedenstruppe beschließen sollte, platzte aus nicht nachvollziehbaren Gründen.
Der Vertreter des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit wollte zwar erst ein Ende des Guerillakrieges als Bedingung für eine weitere wirtschafliche Kooperation setzten, aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen nahm die Bundesregierung davon Abstand. Auch andere Geber verschließen da ihre Augen. Das ist etwas, was ich beim besten Willen nicht begreifen will. Da gibt es einen Verrückten, der wahllos Menschen abschlachtet, der durch und durch rassistisch ist und die internationale Gemeinschaft verschließt ihre Augen bzw. verhält sich "diplomatisch" - sorry, aber das ist doch nicht normal.
Warum läßt man überhaupt so einen größenwahnsinnigen Museveni gewähren, der zum Teil nur durch Datenmanipulation Uganda zum entwicklungspolitischen Musterstaat gemacht hat? Aber wahrscheinlich ist es genau das. Man will ein Vorzeigeland haben. Insbesondere im Hinblick die HIV/AIDS-Politik wird die offizielle HIV/AIDS-Politik des Präsidenten gelobt, obwohl Uganda nachweislich seit Jahren keine aktuellen Zahlen mehr veröffentlicht und weit hinter den Veröffentlichungen anderer Staaten zurück liegt. Darüber hinaus steht aber die Beschaffung der notwenigen Medikamente, für die die internationalen Spenden schon Lage bei der Bank of Uganda unverzinst herumliegen, noch immer aus. Stattdessen wir der Militärhaushalt munter erhöht und die Präsidentenvilla für mehrere Millionen (genauer gesagt 70 Millionen) USD saniert... Die Behandlungskosten mit den notwendigen Medikamenten für HIV/AIDS liegen bei 1-2,5 USD pro Tag. Wenn ich die optimistischeren Schätzungen als Basis nehme, gibt es ca. 7,5 Mio HIV-infizierte in Uganda, d.h. für ein Jahr müßten ca. 18,8 Mio USD bereitgestellt werden. Vielleicht bin ich naiv, aber hier stimmen die Prioritäten nicht. Naja, aber ehrlich gesagt gibt ja leider auch keine Alternative zu Herrn Museveni. Und den deutschen Ärzten tut er ja auch immer mal wieder etwas Gutes, wenn er seine Töchter (traditionell) zur Entbindung nach Frankfurt fliegen läßt. Den hiesigen Ärzten traue er nicht...
Außerdem: Ich habe ja absolut nichts gegen die Integration von mehr afrikanischen Führungskräften in internationalen Organisationen.Aber nach dem Rücktritt von Herrn Köhler wurde doch tatsächlich der Name des ugandischen Zentralbankgouverneurs als Nachfolger ins Spiel gebracht. Ein Mann, der es schafft, nicht (!) vom Podest zu fallen, während er sturzbetrunken eine Rede über Basel II hält, zeigt zwar ohne Zweifel Standfestigkeit, aber vielleicht sollte man diese Nominierung noch einmal überdenken. Es gibt da sicherlich noch andere Kandidaten. Wie man Überraschungskandidaten und Transparenz in der Entscheidungsfindung demonstriert, können ja die CDU/CSU/FDP-Vertreter dem IWF in einer ruhigen Stunde mitteilen. Sein Thema Basel II hat der Herr Tumusiime-Mutebile übrigens mit einer minutenlangen Abhandlung über die Betonung von Basle und Basel eingeleitet. Wobei Abhandlung den Nagel nicht ganz trifft: Bei der Aussprache von Basle beugte er seinen massiven Oberkörper nach rechts und bei Basel nach links. Wie gesagt minutenlang. Aber ihm wird schon nichts passieren. M7 und Jim Beam sind ja seine besten Freunde.
Wäre es auf der Straße gewesen, hätte ich mich nicht einmal so sehr geärgert, weil dort eigentlich nur Straßenkinder als Taschendiebe unterwegs sind. Aber ich war heute (Samstag/Sonntag) mit ugandischen Kolleginnen und Kollegen unterwegs. Erst waren wir - wie üblich - in der Bar des Sheratons, wo übrigens die dänischen Staatsbürger gleichzeitig einen Empfang hatten - war ganz nett. Dann sind wir in einen Club gefahren. Der hatte eine "normalen" Bereich und einen VIP Bereich. Da mein Kollege Joseph mit dem Besitzer zur Schule gegangen war, kamen wir kostenlos in den VIP Bereich, der sich übrigens nur durch ein älteres Publikum und vier kostenlosen Internetzugängen vom normalen Bereich unterschied. Das Tolle an dem Laden war die Musik, die zwischen 1993 und 1998 aktuell war. Ich habe mich gefühlt, als ob ich gerade meine Ausbildung begonnen hätte. Einige Gäste waren Deutsche - unschwer zu erkennen, wenn ein Kaukasier ein Trikot vom TSV Plön mit Werbung für einen lokalen Elektromeister trägt... Tja, und als ich dann nach einiger Zeit wieder von der Tanzfläsche zu meinen Kolleginnen und Kollegen wollte, passierte das, was allen deutschen GTZlern schon passierte: Irgendjemand griff von hinten in meine vordere Jeanstasche und zog mein kleines Portemonnaie raus. Ich merke das, greife nach der Hand, drehe mich um, werde weggeschubst, und es grinsen nur drei Ugander dämlich und reißen ihre Arme hoch und hinter ihnen rennt ein Typ weg. Ich hätte am liebsten nur so zugelangt. Aber damit hätte ich auch nichts mehr ändern können.
Gott sei Dank, habe ich meinen Schwager sofort telefonisch erreicht, und wir konnten meine Kreditkarte sofort sperren. Wie man mit Kreditkarten umgeht, wissen hier leider viel zu viele viel zu gut. Das Bargeld und mein kleines lieb gewonnenes Portemonnaie sind zwar nun Pfutsch, aber sonst ist ja eigentlich alles in Ordnung. Trotzdem ist das ziemlich ärgerlich, daß ich nun den Monatslohn eines ugandischen Polizisten 80.000 UGX (ca. 40 EUR) abzuschreiben habe. An dieser Stelle mein ausdrückliches Kompliment an die unkomplizierte Kartensperrdienst. Daß ich das innerhalb von wenigen Minuten per Telefon von Kampala aus durchführen konnte, hätte ich nicht gedacht. Dank auch an meinem Schwager, der mir innerhalb von einer Minute die Notrufnummer durchgegeben hat!
Aber da wir schon bei so einem ärgerlichen Thema sind, will ich es auch dabei bleiben. Es ist ja nicht alles hier zum Schmunzeln. Im Gegenteil. Die Guerillakämpfe im Norden sind natürlich alles andere als beruhigend. Die Photos in der Lokalpresse tun ein Übriges. Letzte Woche wurden wieder einmal mehr als 150 Menschen niedergeschlachtet von der Lord Resistance Army unter der Führung von Herrn Kony. Dieser hatte Anfang der Woche zum Genozid an dem Stamm der ugandischen Acholi aufgerufen. Aus dieser Bevölkerungsgruppe rekrutiert er eigentlich seine Kämpfer. Aber angeblich seinen Verräter unter den ugandischen Acholi, daher seinen diese niederzumetzeln und durch reine Acholi aus dem Sudan zu ersetzen, bzw. aus seinem Fortpflanzungprogramm zu ersetzen !!!
Er herscht dort im ziemlich rigoros. Erst hat er Rebellen im Sudan als Söldner oder so bekämpft, aber als das Geschäft abebbte, suchte er sich einen neuen Geschäftszweig und überfällt nun wehrlose Dörfer und Lager von internally displaced persons. Seine Soldaten bestehen aber nicht nur aus dummdämlichen Erwachsenen, ein großer Teil sind Kindersoldaten. Bei seinen Guerillaüberfällen werden immer mal wieder Kinder mitgenommen. Die Jungen werden zu Soldaten erzogen (manche behaupten mit Girnwäsche und anderen üblen Methoden) und die Mädchen habe zu putzen, kochen und den Soldaten für weitere Dinge, die ich hier nicht weiter ausbreiten will, zur Verfügung zu stehen. Es ist einfach erbärmlich. Und es kommt noch schlimmer, denn er seinen Soldaten gottgegebene Befehle. Der Herr Kony steht dann morgens auf und sagt dann z.B. zu seinen Truppen: "Und Gott sagte mir, heute werden alle Kleinkinder enthauptet" - Und seine Soldaten ziehen dann der Eingebung folgend los und schlagen mit ihren Macheten so vielen Kindern die Köpfe ab, wie ihnen über den Weg laufen. Wie gut nur, daß die Greueltaten nun auch endlich in der internationalen Presse bekannter werden. Die BBC berichtet regelmäßig über die Attacken, und der Lage im Norden und Osten Ugandas wurde sogar einmal ganzseitiger Bericht auf der dritten Seite des Ausgabe vom 3. Januar 2004 gewidmet.
Es ist irgendwie schwer vermittelbar, daß man hier in der Hauptstadt des Landes wenig mitbekommt. Alle halten Herrn Kony für bescheuert und verachtenswert, aber keiner kann ihn stoppen - angeblich. Er und seine Truppen können der Uganda People's Defense Force (UPDF) komischerweise immer wieder entkommen, obwohl die Truppen in weit überschaubarer Steppe operiert und obwohl einige nord-/westliche Geheimdienste regelmäßig die Mobiltelefone des Herrn Kony aufspüren und den Standort an die UPDF melden. Letzteres ist nicht nur ein offenens Geheimnis, es wurde mir auch persönlich von dem amtierenden und dem ehemaligen deutschen Botschafter bestätigt. Aber leider ist auch klar, daß der derzeitige Präsident Museveni (der wird in den Zeitungen auch gerne als M7 abgekürzt) kein Interesse hat, den Rebellenführer und dessen Truppen ein für alle Mal zu schlagen. Er will seine verfassungswidrige dritte Amtszeit und garantiert derzeit besser als alle Vorgänger Frieden und wie auch immer geartetes Wachstum... Die Bedrohung aus dem Norden kann er im Moment noch immer nutzen, um mehr Mittel als mit den internationalen Gebern vereinbart dem Militärbudget zuzuführen. Ohne diese Rechtfertigung wäre sein Rückhalt in der Bevölkerung und im Militär sicherlich nicht mehr in der Höhe gegeben, daß er ein Refererendum zu einer dirtten Amtszeit wagen könnte.
Beim ugandischen Militär könnte man meinen es seien alles Personen, die einen Fairplay-Preis verdienten. Damit die Truppen von Herrn Kony nicht allzu nackt und wehrlos dastehen, bekommen sie nämlich immer mal wieder militärische Ausrüstungsgegenstände zugeschoben. Und da bei den Guerillafeldzügen immer ein wenig Beute abfällt, teilen die Truppen des Herrn Kony auch manchmal mit den ugandischen Truppen. Oder, wenn sie mal keine Raubbeute dabei haben, verraten sie auch schon mal den Aufenthaltsort ihres Bosses. Tja, und so kann das jahrzehntelange Kampf aufrecht erhalten werden. Man könnte die Männer ja Räuber und Gendarme spielen lassen, wenn sie nicht massiv Bugetunterstützungen verplempern, unschuldige Menschen killen und Kinder quälen würden. Hinzu kommen noch die Schicksale der eigentlich (noch) Unbeteiligten. Es gibt Kinder, die täglich abends drei bis vier Stunden zu Fuß in die nächstgrößere Stadt gehen, um in einer Kirche oder Schule zu schlafen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, von Konys Häschern als Kindersoldaten entführt zu werden. (Als ich Freitag bei www.spiegel.de las, daß es entsprechende staatliche Camps auch in Zimbabwe gibt, wurde mir übel.) Alle wissen hier von der Praktik, aber Museveni wehrt sich bestädig gegen Initiativen, die bereits mehrfach vom UNHCR initiiert werden sollten. Die Anklage beim internationalen Strafgerichtshof ist ja eigentlich auch nicht viel mehr als eine Formalie, aber internationale Hilfe bei der Verfolgung (und hoffentlich auch Stellen) eines gemeingefährlichen bescheuerten Guerillaführers abzulehen, ist doch schon ein starkes Stück! Selbst die zuvor ad hoc einberufene Konferenz, die den Einsatz einer überstaatlich afrikanischen Friedenstruppe beschließen sollte, platzte aus nicht nachvollziehbaren Gründen.
Der Vertreter des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit wollte zwar erst ein Ende des Guerillakrieges als Bedingung für eine weitere wirtschafliche Kooperation setzten, aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen nahm die Bundesregierung davon Abstand. Auch andere Geber verschließen da ihre Augen. Das ist etwas, was ich beim besten Willen nicht begreifen will. Da gibt es einen Verrückten, der wahllos Menschen abschlachtet, der durch und durch rassistisch ist und die internationale Gemeinschaft verschließt ihre Augen bzw. verhält sich "diplomatisch" - sorry, aber das ist doch nicht normal.
Warum läßt man überhaupt so einen größenwahnsinnigen Museveni gewähren, der zum Teil nur durch Datenmanipulation Uganda zum entwicklungspolitischen Musterstaat gemacht hat? Aber wahrscheinlich ist es genau das. Man will ein Vorzeigeland haben. Insbesondere im Hinblick die HIV/AIDS-Politik wird die offizielle HIV/AIDS-Politik des Präsidenten gelobt, obwohl Uganda nachweislich seit Jahren keine aktuellen Zahlen mehr veröffentlicht und weit hinter den Veröffentlichungen anderer Staaten zurück liegt. Darüber hinaus steht aber die Beschaffung der notwenigen Medikamente, für die die internationalen Spenden schon Lage bei der Bank of Uganda unverzinst herumliegen, noch immer aus. Stattdessen wir der Militärhaushalt munter erhöht und die Präsidentenvilla für mehrere Millionen (genauer gesagt 70 Millionen) USD saniert... Die Behandlungskosten mit den notwendigen Medikamenten für HIV/AIDS liegen bei 1-2,5 USD pro Tag. Wenn ich die optimistischeren Schätzungen als Basis nehme, gibt es ca. 7,5 Mio HIV-infizierte in Uganda, d.h. für ein Jahr müßten ca. 18,8 Mio USD bereitgestellt werden. Vielleicht bin ich naiv, aber hier stimmen die Prioritäten nicht. Naja, aber ehrlich gesagt gibt ja leider auch keine Alternative zu Herrn Museveni. Und den deutschen Ärzten tut er ja auch immer mal wieder etwas Gutes, wenn er seine Töchter (traditionell) zur Entbindung nach Frankfurt fliegen läßt. Den hiesigen Ärzten traue er nicht...
Außerdem: Ich habe ja absolut nichts gegen die Integration von mehr afrikanischen Führungskräften in internationalen Organisationen.Aber nach dem Rücktritt von Herrn Köhler wurde doch tatsächlich der Name des ugandischen Zentralbankgouverneurs als Nachfolger ins Spiel gebracht. Ein Mann, der es schafft, nicht (!) vom Podest zu fallen, während er sturzbetrunken eine Rede über Basel II hält, zeigt zwar ohne Zweifel Standfestigkeit, aber vielleicht sollte man diese Nominierung noch einmal überdenken. Es gibt da sicherlich noch andere Kandidaten. Wie man Überraschungskandidaten und Transparenz in der Entscheidungsfindung demonstriert, können ja die CDU/CSU/FDP-Vertreter dem IWF in einer ruhigen Stunde mitteilen. Sein Thema Basel II hat der Herr Tumusiime-Mutebile übrigens mit einer minutenlangen Abhandlung über die Betonung von Basle und Basel eingeleitet. Wobei Abhandlung den Nagel nicht ganz trifft: Bei der Aussprache von Basle beugte er seinen massiven Oberkörper nach rechts und bei Basel nach links. Wie gesagt minutenlang. Aber ihm wird schon nichts passieren. M7 und Jim Beam sind ja seine besten Freunde.
0 Comments:
Post a Comment
<< Home