Royal Ascot Goat Race und Polen in Uganda.txt
Nach langer Zeit gibt es Mal wieder etwas Berichtenswertes aus Uganda. Am Samstag fand DAS gesellschaftliche Großereignis Ugandas statt. Das alljährliche Royal Ascot Goat Race (www.thegoatraces.com). A must - wie mir mehrfach in den Wochen zuvor gesagt wurde. Wir hätten dort zu erscheinen. Dressed up. Natürlich. Und Karten brauche ich keine, weil man sich natürlich darum kümmern würde. Denn daß man "ohne Karte" nicht sei, hatte ich ziemlich schnell herausgefunden.
Nachdem ich meine allsamstägliche Laufrunde und ein Paper hinter mir hatte, und die Sonne immer noch nicht hell am Horizont stand, hatte ich aber eher Hunger und nichts lag mir ferner als mich in den bereits in der Zeitung angekündigten Stau zu stellen. Zur Erklärung: Stau heißt hier nicht langweiliges stehen in einer Spur. Der hiesige Stau ist gekennzeichnet durch ätzenden roten Staub (daher in einem Stau niemals ohne Brillenputztuch und helle Kleindung oder frisch geputzte Schuhe stellen...). Aber Joseph war einfach zu überzeugend am Telefon (Of course, we will have tickets for the tents...) und so befanden wir uns doch auf den Weg zu DEM Großereignis.
Statt des Wartens im Stau warteten wir auf einen von Josephs Boys und dessen Begleitung. Die war zu meiner Überraschung weiblich, aber das nur am Rande und für die, die Joseph und seine Boys kennen.
Wie gesagt, der Stau blieb aus und die Parkplatzsuche war kurz: "I do not want to drive around will stop here. You are white and the guards will take care...", sagte Joseph und er behielt recht. Der Guard hat vermutlich den ganzen Tag hunderte von Blechschäden an dem Auto vermieden. Wir standen so dermaßen im Weg... Gut nur, daß die anderen Autos, die wir blockierten, auch noch dort standen, als wir wieder fuhren.
Was mich beim Eintritt stutzig machte, war, daß Joseph plötzlich ein komisches Band am Handgelenk hatte. Also mit den Karten für die Zelte war es wohl nicht soweit her. Für alle, die es bis hierhin noch nicht erraten haben: Die Zelte waren von Sponsoren und voll mit kostenlosem Essen und Trinken. Die Zelte waren - ungewöhnlich für Uganda - streng bewacht (zunächst). Und das Ziegenrennen war eher eine nette Nebensache. Das Hauptspektakel war das Besäufnis.
Da ich aber irgendwie sowieso keine Lust auf Betrinken am Nachmittag hatte, habe ich mir jedes Ziegenrennen und jede Preisverleihung angesehen. Herrlich. Wenn ich länger hierbleibe, kaufe ich mir eine Ziege und bringe ihr das Rennen im Kreis bei. Die Tiere sind ja so intelligent. Ihr glaubt doch wohl nicht, daß die freiwillig einen Meter gelaufen sind. Die wurden angeschoben. Sog. stewards standen hinter einer Art Schneepflug und schoben die Ziegen quasi vor sich her. Bis zu der Stelle, von der sie die Pforte zur Rennstrecke sahen. Dort stürmten sie dann zur Pforte.
Das ganze Spektakel wurde fachkundig von Engländern kommentiert ("And now, No. 8 takes the lead in the MTN Corner", "No. 10 breaks out and overturns No. 7 on the Bell-Straight"...). Und die Besitzer der Ziegen taten ein Übriges. Ein netter Nachmittag. Als ich aber dann doch einmal hungrig wurde, war dann das Kartenproblem auch ganz unspektakulär gelöst. Ein Kollege von der Bank gab riß sich sein Bank ab, und ich klebte es notdürftig wieder zusammen. Erleichternd waren zwei Dinge: 1. die meisten Anwesenden waren schon ziemlich blau, was die Kontrolleure nicht unbedingt mochten und 2. sie diskriminierten ihre Landsmänner und - frauen. Während bei allen Ugandern der Sitz und die Unversehrtheit der Bänder kontrolliert wurden, konnte ich ungeprüft in die Zelte meiner Wahl spazieren (selbst in die, für die ich nicht das entsprechend markierte Bank hatte). Aber ehrlich gesagt hatte ich ein schlechtes Gewissen und zog es schließlich doch wieder vor, meine Cola für umgerechnet 30 Cent zu kaufen...
Später dann, als nur noch Volltrunkene herumliefen, und einer von Josephs Boys komisch ekstatisch herumtanzte (wie ich es zuvor nur manchmal in Atlanta erlebte), standen wir neben einer Gruppe, die ich auf Anhieb für Engländer gehalten hätte: Man stelle sich vor, wie Engländer klischeehaft zu einem Pferderennen gehen. Nun ja, und weil die eine Dame irgendwie komisch schaute, entschuldigte ich mich für das"disgusting behaviour" (die Kombination von billigem Sekt, Bier, Bananengin, Vodka und was weiß ich, was David (angehender völlig integerer Staatsanwalt (Torsten, you do not need good lawyers in Uganda, you need money.)) noch alles getrunken hatte, hatte seine Wirkung nicht verfehlt). Aber anstatt etwas zu erwiedern field die junge Dame mir fast zu Füßen. Auch sie hatte dem Alkohol am Nachmittag zugesprochen...
Also half ich ihr - ganz Gentleman - wieder auf die Beine. Um es kurz zu machen: Es folgte das beliebte Frage-Antwort-Spiel, in das ich nach einigen Runden dankend ihre Begleiter einbezog oder umgekehrt. So genau kann ich das nicht mehr sagen. Sie war ein wenig ausgerastet, als ich ihr verriet, daß ich Deutscher sei. Sie wollte nicht verraten, woher sie stammte. Ihr werdet es sicher schon anhand der Betreffzeile erraten haben: Richtig. Sie war aus Polen. Und sie mochte nun Deutsche überhaupt nicht. Sagte sie und machte (trotzdem) ein unzweideutiges Angebot, daß ich aber überhörte, bzw freundlich hinterfragte (You, do not even know my name... - den sie wirklich nicht mehr wußte). Das scheint ihr nicht so ganz gefallen zu haben, denn mit einem Mal ging sie. Und nach einer weiteren halben Stunde brachen ihre Schwester, ihr Schwager und der Rest auch auf - mir versichernd, daß die Dame ihren Weg nach Hause finden würde. Soweit so gut.
Irgendwann mußte ich dann auch einmal einem menschlichen Bedürfnis nachgehen, und da der Viktorasee so nah und die öffentlichen Bedürfnisanstalten so fern... Und wen sehe ich da sturzbetrunken von einem Ugander gestützt? Richtig. Die Polin. Also habe ich zugesehen, daß sie nach Hause kam. Aber obwohl sie mich unbedingt mitnehmen wollte - wie sie mir mehrfach versicherte - als ich sie zu den Taxis schleppte, wollte sie mir nicht verraten, wo sie denn woht. Glücklicherweise hatte sie mir zuvor verraten, daß sie Managing Director eines europäischen Möbelhauses ist, und ihre Schwester hatte mir einen Flyer mit ihrer (der Schwesters) Handynummer gegeben. Nun sollte man doch erwarte, daß die Schwester am Wohlergehen ihrer Schwester interessiert sei. Aber weit gefehlt. Die Schwester verwies mich an einen Andreij, der die Polin mitnehmen wollte. Nach ca. einer Viertelstunde Diskussion mit Alicja war sie dann überzeugt, daß es gut sei, mir die Nummer von Andreij zu verraten. Der kam schließlich und brachte sie nach Hause.
Das Gespött meiner Begleiter war groß, als ich dann wieder zu unserem Tisch zurückkam. Aber das war mir egal. Was mir nicht egal war, ich daß nicht bedacht hatte, daß die hiesige Presse nichts Besseres zu tun hat, als Weiße in peinlichen Situationen abzulichten und Samstags in der Zeitung mit dämlichen Kommentaren versehen zu veröffentlichen: www.newvision.co.ug und dann unter caught in the act.
Einer ehemaligen Kollegin wurde so eine ungewollte publicity zum Verhängnis. Die Bank of Uganda bat um ihre Versetzung.... Aber heute habe ich erstmal erfahren, daß man mich noch länger in Uganda behalten möchte. Die Rede war von einer Verlängerung bis Ende Mai 2005... Mal sehen. Eigentlich hatte ich ja bei der Bankakademie gekündigt.
Nachdem ich meine allsamstägliche Laufrunde und ein Paper hinter mir hatte, und die Sonne immer noch nicht hell am Horizont stand, hatte ich aber eher Hunger und nichts lag mir ferner als mich in den bereits in der Zeitung angekündigten Stau zu stellen. Zur Erklärung: Stau heißt hier nicht langweiliges stehen in einer Spur. Der hiesige Stau ist gekennzeichnet durch ätzenden roten Staub (daher in einem Stau niemals ohne Brillenputztuch und helle Kleindung oder frisch geputzte Schuhe stellen...). Aber Joseph war einfach zu überzeugend am Telefon (Of course, we will have tickets for the tents...) und so befanden wir uns doch auf den Weg zu DEM Großereignis.
Statt des Wartens im Stau warteten wir auf einen von Josephs Boys und dessen Begleitung. Die war zu meiner Überraschung weiblich, aber das nur am Rande und für die, die Joseph und seine Boys kennen.
Wie gesagt, der Stau blieb aus und die Parkplatzsuche war kurz: "I do not want to drive around will stop here. You are white and the guards will take care...", sagte Joseph und er behielt recht. Der Guard hat vermutlich den ganzen Tag hunderte von Blechschäden an dem Auto vermieden. Wir standen so dermaßen im Weg... Gut nur, daß die anderen Autos, die wir blockierten, auch noch dort standen, als wir wieder fuhren.
Was mich beim Eintritt stutzig machte, war, daß Joseph plötzlich ein komisches Band am Handgelenk hatte. Also mit den Karten für die Zelte war es wohl nicht soweit her. Für alle, die es bis hierhin noch nicht erraten haben: Die Zelte waren von Sponsoren und voll mit kostenlosem Essen und Trinken. Die Zelte waren - ungewöhnlich für Uganda - streng bewacht (zunächst). Und das Ziegenrennen war eher eine nette Nebensache. Das Hauptspektakel war das Besäufnis.
Da ich aber irgendwie sowieso keine Lust auf Betrinken am Nachmittag hatte, habe ich mir jedes Ziegenrennen und jede Preisverleihung angesehen. Herrlich. Wenn ich länger hierbleibe, kaufe ich mir eine Ziege und bringe ihr das Rennen im Kreis bei. Die Tiere sind ja so intelligent. Ihr glaubt doch wohl nicht, daß die freiwillig einen Meter gelaufen sind. Die wurden angeschoben. Sog. stewards standen hinter einer Art Schneepflug und schoben die Ziegen quasi vor sich her. Bis zu der Stelle, von der sie die Pforte zur Rennstrecke sahen. Dort stürmten sie dann zur Pforte.
Das ganze Spektakel wurde fachkundig von Engländern kommentiert ("And now, No. 8 takes the lead in the MTN Corner", "No. 10 breaks out and overturns No. 7 on the Bell-Straight"...). Und die Besitzer der Ziegen taten ein Übriges. Ein netter Nachmittag. Als ich aber dann doch einmal hungrig wurde, war dann das Kartenproblem auch ganz unspektakulär gelöst. Ein Kollege von der Bank gab riß sich sein Bank ab, und ich klebte es notdürftig wieder zusammen. Erleichternd waren zwei Dinge: 1. die meisten Anwesenden waren schon ziemlich blau, was die Kontrolleure nicht unbedingt mochten und 2. sie diskriminierten ihre Landsmänner und - frauen. Während bei allen Ugandern der Sitz und die Unversehrtheit der Bänder kontrolliert wurden, konnte ich ungeprüft in die Zelte meiner Wahl spazieren (selbst in die, für die ich nicht das entsprechend markierte Bank hatte). Aber ehrlich gesagt hatte ich ein schlechtes Gewissen und zog es schließlich doch wieder vor, meine Cola für umgerechnet 30 Cent zu kaufen...
Später dann, als nur noch Volltrunkene herumliefen, und einer von Josephs Boys komisch ekstatisch herumtanzte (wie ich es zuvor nur manchmal in Atlanta erlebte), standen wir neben einer Gruppe, die ich auf Anhieb für Engländer gehalten hätte: Man stelle sich vor, wie Engländer klischeehaft zu einem Pferderennen gehen. Nun ja, und weil die eine Dame irgendwie komisch schaute, entschuldigte ich mich für das"disgusting behaviour" (die Kombination von billigem Sekt, Bier, Bananengin, Vodka und was weiß ich, was David (angehender völlig integerer Staatsanwalt (Torsten, you do not need good lawyers in Uganda, you need money.)) noch alles getrunken hatte, hatte seine Wirkung nicht verfehlt). Aber anstatt etwas zu erwiedern field die junge Dame mir fast zu Füßen. Auch sie hatte dem Alkohol am Nachmittag zugesprochen...
Also half ich ihr - ganz Gentleman - wieder auf die Beine. Um es kurz zu machen: Es folgte das beliebte Frage-Antwort-Spiel, in das ich nach einigen Runden dankend ihre Begleiter einbezog oder umgekehrt. So genau kann ich das nicht mehr sagen. Sie war ein wenig ausgerastet, als ich ihr verriet, daß ich Deutscher sei. Sie wollte nicht verraten, woher sie stammte. Ihr werdet es sicher schon anhand der Betreffzeile erraten haben: Richtig. Sie war aus Polen. Und sie mochte nun Deutsche überhaupt nicht. Sagte sie und machte (trotzdem) ein unzweideutiges Angebot, daß ich aber überhörte, bzw freundlich hinterfragte (You, do not even know my name... - den sie wirklich nicht mehr wußte). Das scheint ihr nicht so ganz gefallen zu haben, denn mit einem Mal ging sie. Und nach einer weiteren halben Stunde brachen ihre Schwester, ihr Schwager und der Rest auch auf - mir versichernd, daß die Dame ihren Weg nach Hause finden würde. Soweit so gut.
Irgendwann mußte ich dann auch einmal einem menschlichen Bedürfnis nachgehen, und da der Viktorasee so nah und die öffentlichen Bedürfnisanstalten so fern... Und wen sehe ich da sturzbetrunken von einem Ugander gestützt? Richtig. Die Polin. Also habe ich zugesehen, daß sie nach Hause kam. Aber obwohl sie mich unbedingt mitnehmen wollte - wie sie mir mehrfach versicherte - als ich sie zu den Taxis schleppte, wollte sie mir nicht verraten, wo sie denn woht. Glücklicherweise hatte sie mir zuvor verraten, daß sie Managing Director eines europäischen Möbelhauses ist, und ihre Schwester hatte mir einen Flyer mit ihrer (der Schwesters) Handynummer gegeben. Nun sollte man doch erwarte, daß die Schwester am Wohlergehen ihrer Schwester interessiert sei. Aber weit gefehlt. Die Schwester verwies mich an einen Andreij, der die Polin mitnehmen wollte. Nach ca. einer Viertelstunde Diskussion mit Alicja war sie dann überzeugt, daß es gut sei, mir die Nummer von Andreij zu verraten. Der kam schließlich und brachte sie nach Hause.
Das Gespött meiner Begleiter war groß, als ich dann wieder zu unserem Tisch zurückkam. Aber das war mir egal. Was mir nicht egal war, ich daß nicht bedacht hatte, daß die hiesige Presse nichts Besseres zu tun hat, als Weiße in peinlichen Situationen abzulichten und Samstags in der Zeitung mit dämlichen Kommentaren versehen zu veröffentlichen: www.newvision.co.ug und dann unter caught in the act.
Einer ehemaligen Kollegin wurde so eine ungewollte publicity zum Verhängnis. Die Bank of Uganda bat um ihre Versetzung.... Aber heute habe ich erstmal erfahren, daß man mich noch länger in Uganda behalten möchte. Die Rede war von einer Verlängerung bis Ende Mai 2005... Mal sehen. Eigentlich hatte ich ja bei der Bankakademie gekündigt.
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